Baden-Baden

Das Welterbe „Great Spa Towns of Europe“: Eine Reise durch Europas Bäderkultur

Das Jahr 2021 markierte einen bedeutenden Meilenstein für die europäische Bäderkultur: Elf herausragende Kurstädte aus sieben Ländern wurden von der UNESCO unter dem Titel „Great Spa Towns of Europe“ in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Diese Anerkennung würdigt nicht nur die architektonische und landschaftliche Schönheit dieser Orte, sondern auch ihre einzigartige Rolle in der Geschichte Europas als Zentren für Gesundheit, Medizin, Gesellschaft und Kultur. Das Welterbe ist ein lebendiges Zeugnis einer Epoche, in der das Kurwesen seinen Höhepunkt erreichte und weit über die reine Heilbehandlung hinausging.

Die Idee hinter der Nominierung war es, ein transnationales Kulturerbe zu identifizieren, das die gemeinsamen europäischen Traditionen und Entwicklungen im Bereich der Heilbäder und des Kurwesens exemplarisch darstellt. Die ausgewählten Städte repräsentieren dabei verschiedene Typen und Phasen der Bäderentwicklung, vor allem aber deren Höhepunkt ausgangs des 19. Jahrhunderts, als sich Kurorte zu Treffpunkten der europäischen Aristokratie, des Bürgertums und der Künste entwickelten. Sie alle eint die außergewöhnliche Qualität ihrer natürlichen Mineral- und Thermalquellen, um die herum sich eine spezifische Form der Stadtentwicklung entfaltete.

Charakteristisch für die „Great Spa Towns“ ist die Kombination aus heilenden Wasserressourcen, medizinischen Einrichtungen und einer speziell auf das Kurleben zugeschnittenen Infrastruktur. Dazu gehören prachtvolle Kurgebäude wie Trinkhallen, Badehäuser und Gesellschaftsgebäude, die oft in einer beeindruckenden Architektur im Stil des Historismus oder des Jugendstils errichtet wurden. Begleitend entstanden weitläufige Kurparks und Gärten, die zum Flanieren, zur Erholung und zu geselligem Austausch einluden. Diese Parks sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern spielten auch eine wichtige Rolle im Kurablauf, indem sie Möglichkeiten für leichte körperliche Bewegung an der frischen Luft boten.

Über die reinen Bauten und Landschaften hinaus war das Kurleben in diesen Städten ein Spiegel der europäischen und außereuropäischen Gesellschaft. Hier trafen sich Menschen aus verschiedenen Schichten, Ländern und Kontinenten, um ihre Gesundheit zu pflegen, Kontakte zu knüpfen, Geschäfte zu tätigen oder einfach das gesellschaftliche Leben zu genießen. Die Kurorte waren Schauplätze für Konzerte, Theateraufführungen, Bälle und politische Gespräche, wodurch sie zu wichtigen Knotenpunkten im europäischen und weltweiten Austausch wurden. Die medizinische Praxis in diesen Bädern entwickelte sich stetig weiter, wobei die Balneologie, die wissenschaftliche Lehre von der Wirkung der Heilquellen, eine zentrale Rolle spielte.

Die Ernennung zum Welterbe ist nicht nur eine Anerkennung der Vergangenheit, sondern auch eine Verpflichtung für die Zukunft. Sie soll dazu beitragen, das Bewusstsein für den Wert dieses einzigartigen Kulturerbes zu schärfen und zu dessen Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Die beteiligten Städte arbeiten eng zusammen, um ihr gemeinsames Erbe zu schützen, zu erforschen und für Besucher:innen aus aller Welt erlebbar zu machen. Das Welterbe „Great Spa Towns of Europe“ lädt dazu ein, in die faszinierende Welt der europäischen Bäderkultur einzutauchen und die Orte zu entdecken, die über Jahrhunderte hinweg als Inbegriff von Gesundheit, Wohlbefinden und europäischer Lebensart galten.

Die elf Welterbe-Kurstädte des transnationalen Gutes „Great Spa Towns of Europe“:

Bad Ems
Bad Ems um 1900

„Great Spas of Europe und Bad Kissingen“

Anläßlich des Tags des offenen Denkmals, am 9. September 2018, eröffnete die Stadt Bad Kissingen eine Installation, um über den Antrag und den Bewerbungsprozess um die Aufnahme auf die UNESCO-Weltkulturerbeliste zu informieren. Was genau soll da überhaupt zum Weltkulturerbe ernannt werden, wer gehört zu der Bewerbergruppe „Great Spas of Europe“ und welchen Beitrag dazu leistet Bad Kissingen? Fragen dieser Art können bei der Lektüre der Informationstafeln geklärt werden.

Die Bebilderung der einzelnen Unterpunkte rückt die Stärken von Bad Kissingen ebenso ins Licht wie sie einen kleinen Eindruck von den Mitbewerbern Bad Kissingens verschafft. Zur Bewerbergruppe zusammengeschlossen haben sich Bath in England, Spa in Belgien, Vichy in Frankreich, Montecatini Terme in Italien, Baden bei Wien in Österreich, die böhmischen Bäder Karlsbad, Marienbad und Franzensbad in Tschechien und die deutschen Kurorte Bad Ems, Baden-Baden sowie Bad Kissingen. Alle „Great Spas“ genossen im 19. Jahrhundert weltweite Bekanntheit und ihre Quellen werden heute noch genutzt. Vor allem aber ist ihre charakteristische Kurarchitektur, von Brunnentempeln über Badehäuser bis zu Luxushotels noch sehr gut und weitgehend vollständig erhalten.

Der Info-Point vermittelt nicht nur Wissen über „Spas“, sondern bietet auch „Spaß“: Eine interaktive Wand lädt die Besucher zum Mitmachen ein. Sie können Teil eines Personenpanoramas aus dem 19. Jahrhundert werden. Dieses schlängelt sich als Kulisse über alle Informationstafeln hinweg. Die Personengruppe verdeutlicht das ganze Spektrum der Kissinger Kurgäste, die Internationalität wie auch die verschiedenen Stände. Die Original-Lithographie stammt aus dem Druckwerk „Die goldne Chronik von Rakoczy, das 1849 in München erschienen ist.

Stand der „Info-Point“ zunächst im Herzen der Stadt, im Kurgarten, so präsentiert er sich seit dem 19. November im Eingangsbereich der KissSalis Therme. Im neuen Jahr wird er an einen neuen Standort weiterziehen.

Weltkulturerbe Kur

Insgesamt 11 Kur- und Badestädte bewerben sich aktuell Ems um die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe.
Aus Deutschland gehören Baden-Baden, Bad Kissingen und Bad Ems zu dieser Gruppe. Außerdem: Karlsbad, Marienbad und Franzensbad (Cz); Baden bei Wien (A), Montecatini Terme (I), Vichy (F), Spa (B) und Bath (GB).

Diese „Great Spas of Europe“ stehen für die große Zeit der europäischen Badekultur im 19. Jahrhundert. Sie alle hatten internationale Bedeutung. Hier entstand eine besondere Bäderarchitektur von herausragender Bedeutung, mehr noch: die „Great Spas“ entwickelten einen eigenen, ganz auf das Kurleben zugeschnittenen Stadttypus mit prächtigen Kurbauten, Villen, Parks und einer reizvollen Landschaft.

Als Treffpunkte einer internationalen Gesellschaft und als Orte der Kommunikation und des geistigen Austauschs übernahmen die „Great Spas“ eine Vorreiterrolle in geistes- und kulturgeschichtlichen Entwicklungsprozessen des „langen 19. Jahrhunderts“ seit der Aufklärung.  

UNESCO-Weltkulturerbe:
11 Kur- und Badestädte

Insgesamt 11 Kur- und Badestädte bewerben sich aktuell Ems um die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe.
Aus Deutschland gehören Baden-Baden, Bad Kissingen und Bad Ems zu dieser Gruppe. Außerdem: Karlsbad, Marienbad und Franzensbad (Cz); Baden bei Wien (A), Montecatini Terme (I), Vichy (F), Spa (B) und Bath (GB).

Diese „Great Spas of Europe“ stehen für die große Zeit der europäischen Badekultur im 19. Jahrhundert. Sie alle hatten internationale Bedeutung. Hier entstand eine besondere Bäderarchitektur von herausragender Bedeutung, mehr noch: die „Great Spas“ entwickelten einen eigenen, ganz auf das Kurleben zugeschnittenen Stadttypus mit prächtigen Kurbauten, Villen, Parks und einer reizvollen Landschaft.

Als Treffpunkte einer internationalen Gesellschaft und als Orte der Kommunikation und des geistigen Austauschs übernahmen die „Great Spas“ eine Vorreiterrolle in geistes- und kulturgeschichtlichen Entwicklungsprozessen des „langen 19. Jahrhunderts“ seit der Aufklärung.  

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